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5D in der Schweinehaltung

Ende des Jahres 2021 kündigten viele deutsche Supermarktketten an, das Angebot ihres Schweinefleischs bis Ende 2022 vollkommen auf das 5D-Konzept umzustellen. 5D ist hierbei als Akronym für Tiere, die in Deutschland geboren, aufgezogen, gemästet, geschlachtet und verarbeitet werden zu verstehen. Dadurch erhoffen sich deutsche Erzeuger einen höheren Kilopreis, um weitere Einbußen zu verhindern. Des Weiteren sollen Regionalität, Tierwohl und Umweltschutz weiter in den Vordergrund rücken.

Um die Thematik des 5D-Konzepts aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten, lud das Junge DLG/Team Halle kürzlich zu einem Online-Kaminabend ein. Für die Impulsvorträge und die anschließende gemeinsame Podiumsdiskussion konnte das Team Vertreterinnen und Vetreter aus Forschung, Beratung und Praxis gewinnen.

Das Junge DLG/Team Halle in Person von Richard Scheumann, welcher auch im weiteren Verlauf gekonnt durch das Programm und die Diskussion führte, konnte ca. 40 gespannte Zuhörer und Zuhörerinnen begrüßen.

Die Impulsvorträge begannen mit einer Erläuterung des 5D-Konzepts und der ökonomischen Einordnung desselben durch Prof. Dr. Marcus Mergenthaler (Professor für Agrarmärkte, FH Südwestfalen). Dieser zeigte auf, dass 5D erfüllt wird, wenn Schweine in Deutschland geboren, aufgezogen, gemästet, geschlachtet und verarbeitet werden. Entstanden ist dieses Konzept dabei als ein möglicher Lösungsansatz der „Schweinekrise“ mit der Forderung nach höheren Erzeugerpreisen für deutsche Schweinehalter.

Aus ökonomischer Sicht kann 5D mit einer Importbeschränkung für ausländische Ferkel verglichen werden, was vor allem für deutsche Ferkelerzeuger positiv zu bewerten ist.

Mergenthaler hob hervor, dass die Vorteile von 5D unter anderem darin bestehen, dass sich Potentiale entlang der Wertschöpfungskette ergeben können, das Vertrauen in die deutsche Schweinehaltung gesteigert werden kann und das Fortbestehen bäuerlicher Familienbetriebe und der dort stattfindenden Schweineproduktion gesichert werden kann.

Auf der anderen Seite kann es zum Verlust von Skalen- und Spezialisierungsverlusten und möglicherweise auch zur Beschleunigung des Strukturwandels durch höhere Anforderungen an die deutsche Tierhaltung kommen. Daneben stellte der Wissenschaftler auch die Frage, ob die Haltung und das Tierwohl in Deutschland tatsächlich besser sind als in anderen europäischen Ländern.

Speziell die unberücksichtigte Futtermittelherkunft, die Herkunft der Arbeitskräfte in Schlacht- und Verarbeitungsbetrieben sowie der nichtexistierende Konsum aller Teilstücke in Deutschland, lassen die Diskussion um eine Ergänzung des 5D-Konzepts zu einem „8D-Konzept“ aufkommen.

Mergenthaler kam zu dem Schluss, dass 5D ein beschränkt taugliches Qualitätsmerkmal für die deutsche Schweinehaltung darstellt, für das zudem nicht geklärt ist, ob es sich staatlich oder privatwirtschaftlich verankern lässt.

Für die praktische Sicht eines Schweinehalters sorgte Stephan Knorre vom Landwirtschaftsbetrieb Knorre aus Thüringen. Knorre stellte den elterlichen Gemischtbetrieb mit Ackerbau, Sauenhaltung und Biogasproduktion kurz vor und zeigte auf, wie die Schweine im heimischen Betrieb gehalten werden.

Hierzu hält der Betrieb, der unter anderem an der Initiative Tierwohl teilnimmt und 2012 vom Land Thüringen mit dem Tierschutzpreis ausgezeichnet wurde, die Sauen in Rundbogenhallen auf Stroh und auf Spaltenboden. Der Betrieb zeigte sich als gut aufgestellt für 5D, da die Wertschöpfungskette bereits vollständig innerhalb Deutschlands liegt.

Die Chancen von 5D werden darin gesehen, dass dem Verbraucherwunsch nach einer Zunahme an Regionalität und auch dem Erhalt bäuerlicher Schweineproduktion Rechnung getragen werden kann. Daneben kann es zu Vorteilen entlang der gesamten Wertschöpfungskette kommen.

Auf der anderen Seite wird in der Einschätzung von Knorre 5D keineswegs sämtliche Probleme der deutschen Schweineproduktion lösen können. Für einen stärkeren Fokus auf die heimische Produktion stellen sich die gesetzlichen Vorgaben, Baukosten und Genehmigungsverfahren als zu hoch bzw. zu unsicher dar. Daneben zeigen sich stark gestiegene Energie- und Futterpreise sowie die fehlende Zahlungsbereitschaft der Konsumenten (bei zeitgleichen günstigen Alternativen) als Hemmnisse für die deutsche Schweinehaltung.

Abgerundet wurden die Vorträge durch Dipl.-Ing. Mirjam Lechner (Unabhängige Erzeugergemeinschaft Hohenlohe-Franken), welche aufzeigen konnte, dass mit Blick auf Gesundheit und Genetik der Schweine das 5D-Konzept von Vorteil sein kann, da innerhalb Deutschlands besser an der Zucht gesunder Tiere mit guter Genetik gearbeitet werden kann. Dies ist zum Teil eher entscheidend für die Tiergesundheit und das Tierwohl als die Haltungsform.

Durch angepasste Genetik kann auch bei zukünftig geforderten bzw. zukünftig denkbaren Haltungsformen in Deutschland (z.B. Außenhaltung, Strohhaltung) das Wohlergehen und die Gesundheit der Tiere sichergestellt werden.

In der abschließenden Diskussion bestätigten die Fragen der Zuhörenden nochmal das große Interesse an der gewählten Thematik.

Es wurden unter anderem Überlegungen angestellt, inwieweit die heimische Futtermittelproduktion, insbesondere in Bezug auf Eiweißfuttermittel, gefördert werden kann und ob es realistisch ist, den Anbau zu regionalisieren. Die Referenten waren sich einig, dass eine Selbstversorgung mit Futtermitteln auf EU-Ebene gut möglich, jedoch in Deutschland kaum realisierbar ist.

Das Junge DLG/Team Halle freute sich über das Interesse an der Veranstaltung, über den erfolgreichen Verlauf des Online-Kaminabends und den guten Start in das neue „Junge DLG-Semester“.