Autonome Landtechnik – Zukunft wird Realität
Um die Entwicklung und den Einsatz autonomer Landtechnik zu diskutieren, lud das Junge DLG/Team Osnabrück dieser Tage zu einem Online-Kaminabend zum Thema „Autonome Landtechnik – Zukunft wird Realität“ ein.
Rund 300 interessierte Zuhörer und Zuhörerinnen folgten der Einladung und wurden durch das Junge DLG/Team Osnabrück in Person von Nis Lorenz Dethleffsen begrüßt, der auch äußerst souverän und professionell durch die Vorträge und die abschließende Diskussion führte.
Die Vorträge begannen mit einem lebhaften Beitrag von Prof. Dr. Arno Ruckelshausen (Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik, Professor unter anderem für Feldroboter und Agrarelektronik, Hochschule Osnabrück), welcher in seinem Vortrag die Frage stellte, ob innovative Techniken ein Hilfsmittel zur Bewältigung landwirtschaftlicher Zielkonflikte sein können. Ruckelshausen zeigte auf, dass eine Autonomisierung der Landtechnik sowohl über neue Plattformen (zum Beispiel Feldroboter) wie auch über die Automatisierung bereits vorhandener Maschinen (zum Beispiel Traktor, Futtermischwagen) und die Kooperation aus beiden Ansätzen möglich ist.
Er plädierte dafür, solche Technologien frühzeitig in die praktische Erprobung zu schicken und in bestehende Prozesse zu integrieren. Dabei befindet sich die Branche noch im Übergang von der Automatisierung zur Autonomisierung, in welchem innovative Technologien (zum Beispiel Sensorik und Robotik) und nicht zwingend komplette Maschinen ein Hilfsmittel für den Menschen darstellen können. Ruckelshausen betonte, dass zukünftige Prozesse nur dann ökologisch und ökonomisch sinnvoll sind, wenn auch der Mensch weiterhin integriert wird.
Felix Kalverkamp (Geschäftsführer der NEXAT GmbH und Entwickler des Systemtraktors NEXAT) schloss seinen Vortrag zum Thema „Die neue Generation der Agrartechnik“ an. Er zeigte auf, dass die klassische Kombination aus Anbaugerät und Traktor in Zukunft durch einen autonomen Traktor mit einem intelligenten Anbaugerät bestehen könnte. Wenn Traktor und Gerät kommunizieren können und beidseitig autonom sind, wird sich eine sinnvolle Kombination für zukünftige Landtechnik ergeben.
In den Überlegungen von Kalverkamp und dem Unternehmen NEXAT zur Zukunft der Landtechnik und zum Übergang hin zur Autonomie wird der Mensch weiterhin nötig sein. Kalverkamp hob dabei die Wirtschaftlichkeit größerer Systeme im Vergleich zu kleinen autonomen Systemen besonders hervor.
In den Überlegungen von NEXAT wird der Mensch Teil eines neuartigen Maschinenkonzepts sein, welches durch den Systemtraktor NEXAT etabliert werden soll. Das neuartige System zeichnet sich durch ein Wide-Span Controlled Traffic Farming (CTF)-System, elektrischen Antrieb der Geräte, eingehängte statt angebauter Geräte und die Möglichkeit zur Autonomie aus. Das System soll für alle Bearbeitungsschritte auf dem Acker einsetzbar sein.
Für den zweiten Blickwinkel aus der Landtechnikbranche sorgte Stefan Kiefer (Leitung Produktmanagement und Pflanzenbauinnovation, AMAZONEN-Werke H. Dreyer SE & Co. KG). Kiefer zeigte auf, dass zum einen der Anspruch, eine Aufgabe besonders genau und präzise zu erledigen sowie die Reduktion des Personalaufwands zwei entscheidende Treiber der Automatisierung und Autonomisierung sind. Er verglich die beiden Trends mit einem Ball, welcher gerade erst ins Rollen gekommen ist und in Zukunft immer schneller rollen wird. Dabei stellt die Automatisierung bestehender Anbaugeräte (zum Beispiel Düngerstreuer, Pflanzenschutzspritze) die Basis für die Autonomie dar. Stefan Kiefer bestätigte die Überzeugung von Kalverkamp, dass die Kombination aus autonomem Traktor und intelligentem Anbaugerät Sinn ergibt, was durch die Kombination von AMAZONE mit dem Hersteller AgXeed aufgezeigt wurde. Aber auch autonome Roboter-Systeme werden von AMAZONE erforscht und getestet.
Frederik Langsenkamp (Landwirt und Agraringenieur), der mit seinem Betrieb auch Teil des Experimentierfelds AgroNordwest ist, zeigte abschließend auf, wie sich Feldrobotik im praktischen Feldeinsatz präsentiert und welche Anforderungen auf den Landwirt/die Landwirtin zukommen. Dabei konnte Langsenkamp auch feststellen, dass die Robotik hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit teilweise noch nicht mit der Standardtechnik mithalten kann.
Abgerundet wurden die Vorträge durch eine Vielzahl an Fragen und einer angeregten Diskussion, was neben der sehr hohen Teilnehmerzahl das große Interesse am gewählten Thema bestätigte. Es wurde beispielsweise diskutiert, wie sich in Zukunft Geschäftsmodelle und Händlerstrukturen bei Einzug autonomer Technik verändern werden. Daneben standen auch die Fragen nach den zukünftigen Anforderungen an die Bedienperson, nach der Überwachung der Arbeitsqualität und der Auswahl passender Sensoren zur Diskussion.
Für das neu zusammengesetzte Junge DLG/Team Osnabrück stellte sich die Veranstaltung als voller Erfolg heraus und bestärkte das Team, auch in Zukunft interessante Veranstaltungen an der Hochschule zu organisieren.