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Die Trockenheit mit Ideenreichtum meistern

Direktsaat, Ökolandbau, Landtechnik, Milchviehhaltung oder Insektenzucht – die Betriebsbesichtigungen im Leipziger Umland ließen beim Team Osnabrück keine Wünsche offen. Neben viel High-Tech im Stall und auf dem Acker kam das Netzwerken mit dem Junge DLG/Team Halle nicht zu kurz.

Nach mehr als zwei Jahren Pause konnte das Team Osnabrück der Jungen DLG endlich wieder zu einer Exkursion aufbrechen. Ziel der dreitägigen Reise im Mai war das Leipziger Umland. Den ersten Stopp gab es in Sachsen-Anhalt auf dem Betrieb von Alexander Klümper, den einige Teilnehmer bereits von seinen YouTube-Videos kennen. Er bewirtschaftet einen 550 ha großen Ackerbaubetrieb zwischen Zerbst und Aken im Ort Bias. In den Jahren zwischen 2015 und 2017 hat der studierte Agraringenieur seine Kulturen auf Direktsaat umgestellt.

Spur und Breite aufeinander abgestimmt

Klümper hat eine eigene Direktsaatmaschine entwickelt, von der sich das Team nicht nur aufgrund der Ausmaße sichtlich beeindruckt zeigte. Die Agrar Bias GmbH ist zudem einer von wenigen Betrieben in Deutschland, die das Konzept des Controlled Traffic Farming (CTF) eingeführt hat. Hierbei sind alle Arbeitsbreiten und Fahrspuren fest aufeinander abgestimmt, um den Anteil der befahrenen Fläche auf dem Acker auf ein Minimum zu reduzieren.

Feldroboter im Einsatz

Von Bias aus ging es weiter nach Könnern (südlich von Bernburg gelegen) in den Ortsteil Mitteledlau. Dort erwartete uns Leonard van Uelft, der das Gut Edlau leitet. Der Marktfruchtbetrieb bewirtschaftet 350 ha nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus und hat sich auf Druschkulturen mit einer breiten Fruchtfolge spezialisiert. Neben Getreide werden Kartoffeln, Zuckerrüben, Sonnenblumen, Hanf sowie Mais und Leguminosen angebaut. Bei einer Hofführung konnte das Team Osnabrück Wissenswertes über die Reinigung und Lagerung des Ernteguts in der eigenen Getreideanlage erfahren. Zudem stellte van Uelft die Hacktechnik und seine 150 Weihnachtsgänse vor. Sie sind seit diesem Jahr die einzigen Nutztiere auf dem Betrieb.

Danach ging es vom Hof auf die Felder. Dort wachsen Kichererbsen, Sojabohnen, Zwiebeln und Zuckerrüben. Der Weg zur Zuckerfabrik von Pfeifer & Langen ist nicht weit. Im Rübenbestand zeigte ein Feldroboter für autonome mechanische Unkrautbekämpfung sein Können. Sein Einsatz führte zu lebhaften Diskussionen. Auch Fragen über Chancen und Risiken des ökologischen Landbaus auf den guten Löss-Schwarzerden in der Region beantwortete der Betriebsleiter umfassend. Ein großes Problem ist die Trockenheit in der Region. „Wir verfügen im Mittel der Jahre nur über durchschnittlich 483 mm Jahresniederschlag mit einer ungünstigen Niederschlagsverteilung – eine echte Herausforderung“, sagte Betriebsleiter van Uelft. Zusammen mit dem Junge DLG/Team Halle endete der Tag mit einer Stadtbesichtigung in Halle an der Saale und dem (Pflicht-) Besuch im Bauernclub, dem Club der Agrarwissenschaftler.

Eigene Tierklinik in Kitzen

Der zweite Tag führte die Reisegruppe zur Agrarprodukte Kitzen e.G. südlich von Leipzig. Der Betrieb bewirtschaftet rund 2.800 ha und hält rund 900 Milchkühe. Hans-Uwe Heilmann und Thomas Rössner leiten den Betrieb und zeigten dem Team Osnabrück die zwei neu gebauten Milchviehanlagen. Die Dimensionen der Gebäude für 800 Kühe mit 17 Melkrobotern, Abkalbestall, Gesundheitsraum und eigener Tierklinik beeindruckten die Exkursionsteilnehmenden. Anschließend ging es in den Hofladen und zur Milchtankstelle.

Bodenbearbeitungsgeräte aus Leipzig

In direkter Nachbarschaft von Kitzen liegt das Werk der BBG Bodenbearbeitungsgeräte Leipzig GmbH & Co KG. An diesem Standort der Amazonen-Werke werden Bodenbearbeitungsgeräte und die kleinsten gezogenen Pflanzenschutzspritzen gebaut. Bei der Werksführung lernte das Team Osnabrück den Weg vom Rohmaterial bis hin zur Verladung des fertigen Endproduktes kennen. Die modernen Maschinen, der Produktionsaufwand und die Perfektion der fertigen Produkte beeindruckten das Team sehr.

Maden liefern das Protein

Die dritte und letzte Station des zweiten Tages stellte das Startup Made By Made südwestlich von Leipzig dar. Das junge innovative Unternehmen hat sich auf die Herstellung von Insektenprotein spezialisiert und verwendet dafür die Schwarze Soldatenfliege. Aus den Eiern der Fliegen schlüpfen später die Maden, welche mit Abfällen gemästet und anschließend zu Proteinpulver verarbeitet werden. Die Unternehmensgründer haben das komplette System selbst entwickelt und konstruiert sowie bereits teilweise patentiert. Neben dem Proteinpulver werden zudem Fett und Dünger gewonnen, die ebenfalls vermarktet werden. Ziel des Projektes ist es, die Unabhängigkeit von Proteineinkäufen für Tierfutter zu stärken.

 

Biohof Marold bereitet Saatgut komplett auf

Am letzten Tag der Exkursion ging es für die Reisegruppe ins Thüringer Becken zum Biohof Marold in Mittelsömmern, 30 km nordwestlich von Erfurt. Der Betrieb hat sich auf die Vermehrung von ökologischem Saat- und Pflanzgut spezialisiert. Dabei werden jedes Jahr rund 40 verschiedene Kulturen wie Getreide, Kartoffeln, Rote Rüben, Zwiebeln, Mohn sowie weitere Ölfrüchte, Leguminosen und Sonderkulturen angebaut. Ferner kann der Betrieb die komplette Aufbereitung der Erntegüter wie Trocknung und Reinigung sowie die Lagerung und Verpackung selbstständig durchführen. Zusätzlich wird in einer eigenen Ölmühle aus verschiedenen Erntegütern Pflanzenöl gepresst.