Ein Blick hinter die Direktvermarktung
Vergangene Woche fand bei der Jungen DLG/Team Nürtingen eine digitale Vortragsveranstaltung zum Thema „Was steckt hinter der Direktvermarktung – ein Blick in die Branche“ statt.
Mittlerweile gibt es immer mehr Möglichkeiten der Direktvermarktung, die wahrgenommen werden. Sei es der klassische Hof-Laden, Warenautomaten, Wochenmärkte, Abos von Gemüsekisten bis hin zur online Bestellmöglichkeit. Zum angestiegenen Interesse an regionaler Direktvermarktung hat jüngst die Corona-Pandemie ihren Teil beigetragen. Aber auch von Seiten der Politik ist die Diversifizierung in nicht landwirtschaftliche Tätigkeiten über eine Förderung von bis zu 25 Prozent über MEPL III gern gesehen und wird unterstützt.
Doch auf einem landwirtschaftlichen Betrieb erweckt der Einstieg in die Direktvermarktung oft zahlreiche Spannungsfelder. Dabei geht es oft um Themen wie die Arbeitsbelastung, behördliche Anforderungen, Verbraucherwünsche, Investitionskosten, regionale Verarbeitung und nicht zuletzt um die Betriebsphilosophie. Am besten sollte alles unter einen Hut gebracht werden.
Welche Ansätze und Entwicklungen es dafür bereits in der Praxis gegeben hat, berichtete Dr. Martin Armbruster vom BLHV (Badischer Landwirtschaftlicher Hauptverband e.V.). Als Experte für Markt und Erzeugerfragen konnte er über viele Jahre die Entwicklung beobachten und sah, dass die Direktvermarktung nicht für jeden Betrieb das richtige war und auch viele wieder zurückrudern mussten.
Von Seiten des Automatenhandels REGIOMAT klärte Anthony Bächle über die vielen Möglichkeiten von Verkaufsautomaten auf und welche Vielzahl an Produkte über solch einem Automaten vertrieben werden können. Dabei steht eine einfache Bedienung und ansprechende Gestaltung auf der Kundenseite an erster Stelle. Der Landwirt soll seine Produkte bestmöglich präsentieren können und dabei auch die Wartung und Reparaturen des Automaten selbstständig durchführen können.
Aus der Praxis berichtete Lukas Förster, Landwirt aus Maulbronn. Auf dem Schülenswaldhof hat er die vergangenen Jahre zusammen mit seiner Frau Julia Förster eine Direktvermarktung aufgebaut, die ihre Betriebsphilosophie widerspiegelt. Es sollen nicht nur Produkte wie Milch und Käse der Milchkühe direkt vermarktet werden, sondern auch die Altkühe und andere Schachtrinder sollen Verwendung finden. Seit zwei Jahren werden diese über Fleischmischpakete, Fleisch-Einzelstücke, Hackfleisch und verschiedene Wurstsorten auf dem Hof direkt an die Kunden verkauft. Die Zusammenarbeit mit zwei regionalen Metzgern, welche die Waren verarbeiten und verpacken, sei dafür essenziell. Außerdem sei es wichtig, die Kunden an die Hand zu nehmen und bei bestimmten Fleischstücken auch entsprechende Zubereitungstipps zu geben.
Als ein weiterer Praktiker gab Michael Müller vom Allgäuhof Müller aus Bad Wurzach Einblicke in die Direktvermarktung seiner Milch. 2018 erbaute er eine eigene Hofmolkerei und verkauft heute einen Teil seiner produzierten Milch in Glasflaschen abgefüllt in Supermärkten, unverpackt an zahlreichen Automaten oder bereits verarbeitet als Käse. Dabei ist die Unterstützung durch zuverlässige Mitarbeiter, ein durchdachtes Gesamtkonzept, vor allem aber die Risikobereitschaft, solch eine Investition zu tätigen und die anschließende Geduld weiterzumachen, enorm wichtig.