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Insekten als „Mini-Livestock“

Insekten zeichnen sich durch eine günstige Nährstoffzusammensetzung aus und können regional produziert werden. Zudem scheinen sich die rechtlichen Rahmenbedingungen des Einsatzes von Insekten als Futtermittel derzeit zu verbessern, was den Einzug der Insekten in die Futtertröge wahrscheinlicher werden lässt.

Daher stellen sich die Fragen, ob Insekten tatsächlich eine regionale Alternative und nachhaltige Proteinquelle in der Tierfütterung sein können und welche Perspektiven die Insektenproduktion sowie die praktische Umsetzung haben.

Um diese Fragen zu diskutieren, lud das Junge DLG/Team Hohenheim am 15. Dezember 2021 zu einer Online-Vortragsveranstaltung zum Thema „Großes Krabbeln im Futtertrog – Insekten, das Futter der Zukunft?“ ein. Gemeinsam mit Experten aus Wissenschaft und Industrie wurde das Thema in drei Vorträgen beleuchtet.

Rund 200 interessierte Zuhörer folgten der Einladung und wurden durch das Junge DLG/Team Hohenheim in Person von Ulla Fischle begrüßt, die auch die Vorträge souverän moderierte. Für die Diskussion wurde sie dabei ebenso professionell von Johanna Friedewald und Charlotte Aue unterstützt.

Die Vorträge begannen mit einem Beitrag von Dr. Manfred Mielenz (Forschungsinstitut für Nutztierbiologie), welcher Insekten als „Mini-Livestock“ bezeichnete und aufzeigte, dass Insekten (vor allem die Schwarze Soldatenfliege) als Verwerter von Nebenprodukten und Reststoffen im Sinne einer Kreislaufwirtschaft ein alternatives Futtermittel, vor allem aber eine alternative Proteinquelle darstellen können. Es konnte gezeigt werden, dass die Aminosäurezusammensetzung teilweise sogar besser ist als bei Soja-Produkten, jedoch die Produktionskosten der Insekten zurzeit noch zu hoch sind.

Daran anschließend warf Dr. Wolfgang Siegert (Universität Hohenheim) einen Blick auf die Effizienz von Insekten in der Tierernährung und kam zu dem Schluss, dass Insekten ein äußerst heterogenes Futtermittel darstellen und der teilweise sehr hohe Energiegehalt den Mischungsanteil von Insekten im Mischfutter für Geflügel und Schweine limitiert. Auch ist derzeit keine eindeutige Aussage möglich, ob der Ersatz herkömmlicher Proteinquellen durch Insektenprotein die Leistung der Tiere positiv oder negativ beeinflusst.

Siegert gab zu bedenken, dass man sich überlegen muss, mit welchem Futter die Insekten bei der Herstellung gefüttert werden. Die Verfütterung pflanzlichen Futters an Insekten anstatt einer direkten Verfütterung an Nutztiere führt zu Transformationsverlusten in Form von höherem Futterverbrauch und geringerer Nährstoffeffizienz.

Für den Impuls aus der praktischen, industriellen Insektenproduktion sorgten Elena Werner und Nils Hautkapp des Start-Ups Alpha-Protein GmbH. Beide legten ein besonderes Augenmerk auf die industrielle und voll automatisierte „Insekten-Farm“ als Schlüssel zu einer ökonomisch effizienten Insektenproduktion. Sie zeigten am Beispiel des Mehlwurms auf, dass eine großtechnische Produktion möglich ist, um so ein regionales Futtermittel mit ausgewogenem Nährstoffprofil herzustellen. So werden Insekten produziert, welche in ersten Pilotprojekten in Baden-Württemberg bereits an Nutztiere verfüttert werden.

Abgerundet wurden die Vorträge durch eine Vielzahl an Fragen und einer angeregten Diskussion, was neben der sehr hohen Teilnehmerzahl das große Interesse am gewählten Thema bestätigte. Es wurde beispielsweise diskutiert, ob Landwirte in die Insektenproduktion einsteigen können, ob eine Verfütterung lebender Insekten zur Tierernährung und zur Beschäftigung der Nutztiere sinnvoll ist, ob sich Insekten nicht auch als Lebensmittel eignen oder aber auch die Frage, ob die Ernährung der Insekten nicht in Konkurrenz zur Human- und Tierernährung steht.