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Öffentlichkeitsarbeit sollte nicht nur im Internet stattfinden!

Ein Interview mit Malte Isermeyer, Mitglied im Leitungsteam der Jungen DLG

Vor kurzem war Malte Isermeyer in einer Berliner Schule und hat den Schülern dort erklärt, wie Landwirtschaft „funktioniert“. Exklusiv für uns lässt er den Schulbesuch Revue passieren.

Hallo Malte. Du warst auf eigene Initiative in einer Berliner Schule und hast den Schülern erklärt, wie Landwirtschaft „funktioniert“. Wie bist du auf die Idee dafür gekommen und um welche Altersstufe bzw. Schulart handelte es sich?

Malte: ….Ich wurde von einer Bekannten angesprochen, die Lehrerin an einer Grundschule ist. Es handelte sich um zwei fünfte Klassen. Beide Klassen hatten das Thema Landwirtschaft im Sachkundeunterricht und sollten ein „Expertengespräch“ mit einem Landwirt führen.

Wie bist du bei deinem Besuch vorgegangen? Was hast du gemacht? (Präsentation/ Dialog/ etc. ?)

Ich habe ca. 10 Folien per Smartboard gezeigt. Die Folieninhalte waren überwiegend Bilder, Fotos und einfache Darstellungen. Es war ein Mix aus Präsentation und Dialog. Dabei habe ich viele Fragen an die Kinder gerichtet und versucht, das Format möglichst locker zu halten. Beispielsweise: Was seht ihr auf diesem Bild?

Die Berliner Schüler haben in der Regel keinen landwirtschaftlichen Bezug. Welche Eindrücke hast du bei der Schulstunde gewinnen können?

Die Kinder waren gut vorbereitet und sehr interessiert, was sich auch in Form von diversen spontanen Fragen während und nach dem Unterricht zeigte. Das Fragenspektrum war breit:

  • Warum wirtschaften Sie konventionell und nicht biologisch?
  • Warum halten Sie keine Tiere?
  • Haben Sie schon mal ein Tier getötet? (Ich erwähnte, dass ich Jäger sei.)
  • Was haben Sie dabei gefühlt?
  • Finden Sie das verwerflich?

Alle Fragen habe ich möglichst authentisch beantwortet. Dass Nutztiere ausschließlich für den Menschen geschaffen, gehalten und getötet werden, um sie am Ende zu Fleisch oder anderen Ressourcen zu verarbeiten, war der intensivste Diskussionspunkt. Für unseren Fleischkonsum müssen am Ende Tiere getötet werden, egal ob Nutz- oder Wildtier. Dies schien am Ende selbst für den einzigen vegetarischen Schüler der Klasse in Ordnung zu sein. In Summe waren die Kinder sehr offen, wenig voreingenommen und unglaublich interessiert, was die Diskussionsstunde sehr angenehm gemacht hat.

Wie viel Zeit hast du inklusive Vorbereitung dafür investiert?

Ich habe mich ca. einen halben Tag vorbereitet. Es war äußerst schwierig, geeignetes Material zu bekommen. Als besonders wichtig dafür erachte ich Bilder und sehr simple Diagramme/Statistiken.

Was hat dir bei der Vorbereitung geholfen? Wo siehst du noch Probleme (fehlende Materialien, Präsentationen, etc.) / Was hätte dir geholfen?

Bedingt geholfen hat mir die Standardpräsentation vom Forum Moderne Landwirtschaft und Auszüge aus den 10 Thesen der DLG. Meiner Meinung nach müsste die DLG einen Kurzabriss 1x1 der Landwirtschaft erarbeiten. Hierzu wäre ein Standardfoliensatz von 10-20 Folien mit einem eigenen Folienmaster hilfreich, in dem inhaltlich wesentliche Strukturdaten der Landwirtschaft in Deutschland von früher und heute gezeigt werden. Des Weiteren müssen kurz wesentliche Unterschiede zwischen biologischer und konventioneller Landwirtschaft skizziert werden mit all ihren Vor- und Nachteilen. Ziel muss es sein, ein modernes und aufgeschlossenes Berufsbild zu präsentieren. Dies kann dann vom jeweiligen Landwirt mit persönlichen Daten und Bildern ergänzt werden und wäre eine perfekte Hilfestellung für derartige Vorträge oder Betriebsführungen/Vorstellungen vor landwirtschaftsfernem Publikum, egal ob jung oder alt.

Würdest du es wieder machen und was willst du anderen Landwirten mitgeben?

Auf jeden Fall. Es gibt ca. 220.000 Grundschullehrer/innen in Deutschland sowie über 15.000 Grundschulen. Gleichzeitig sind wir ca. 280.000 Landwirte in Deutschland. Wenn sich fünf von 100 Landwirten fest vornehmen jedes Jahr in eine Grundschule zu gehen, um Landwirtschaft greifbar zu machen und zu erklären, hätten wir nahezu jede Grundschule mindestens einmal aufgesucht. Dies wäre schon mal ein Schritt in die richtige Richtung und ein Beitrag dazu, dass wir Landwirtschaft auch in der Zukunft betreiben dürfen. Wichtig ist, dass wir den Fokus auf die urbanen landwirtschaftsfernen Regionen legen.

Danke, dass wir an deinen Eindrücken teilhaben durften, Malte.