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Oxford Farming Conference 2019

Wie in jedem Jahr zog es das ‚who is who’ der britischen ‚farming community’ kurz nach Silvester in das altehrwürdige Oxford, um das landwirtschaftliche Jahr 2019 mit der Oxford Farming Conference zu beginnen. Als Mitglied der Jungen DLG durfte Konstantin Kockerols im Rahmen des Austauschprogramms zwischen DLG und OFC an der Konferenz vom 02.-04. Januar teilnehmen.

Ein Königreich im Wandel

Die drei Veranstaltungstage in den beeindruckenden Gebäuden der Colleges in Oxford standen unter dem Motto: „A world of Opportunity“. Eine Welt voller Möglichkeiten also, die sich den britischen Landwirten nach dem Brexit auftun soll. Viele Teilnehmer schauten jedoch weniger optimistisch in die Zukunft, als der Leitspruch zu versprechen vermochte. Inhaltlich geprägt war die gesamte Konferenz vom Wandel – politisch, technologisch und gesellschaftlich – immer mit Bezug zur Landwirtschaft. Den Auftakt machte Michael Gove, der britische Landwirtschaftsminister, indem er seine Pläne für eine britische Agrarpolitik nach dem Brexit und damit auch nach dem Ausscheiden aus der gemeinsamen Agrarpolitik umriss. In seinen Ausführungen blieb Gove vage, betonte aber dass Planungssicherheit für Landwirte auch nach 2020, wenn die letzten EU-Subventionszahlungen an britische Landwirte erfolgen, gewährleistet sein wird. Sein Hauptaugenmerk legte Gove auf die Chancen für britische Landwirte, die sich mit einem EU-Austritt ergeben würden. Ein schwaches Pfund als Exporterleichterung, Großbritannien als Vorreiter auf dem Feld der neuen Züchtungsmethoden und eine reformierte, „britische GAP“. Die englische Bauernpräsidentin Minette Batters forderte Minister Gove folglich auf, seine „netten Worte“ nun auch in der Regierungsarbeit umzusetzen.

Stimmen der Landwirte

Abseits der Politik und der unerschöpflich erscheinenden Brexit-Debatte beeindruckten viele Redner mit spannenden Biografien, wie die Landwirtin und Biotechnologin Nyasha Mudukuti, die auf einem Kleinbauernhof in Zimbabwe aufgewachsen und eine Vorreiterin der Biotechnologie in Afrika ist. Ebenso Julie Borlaug, die Enkelin von Friedensnobelpreisträger und Begründer der grünen Revolution Norman Borlaug, die sich für eine wissenschaftsbasierte Debatte um Landwirtschaft und die Welternährung einsetzt. Auch Landwirte, die mit ihren Betrieben unkonventionelle Wege bestreiten, kamen zu Wort. Beispielsweise Matt Smith, ein Schäfer aus Cornwall, der mit dem Einstieg in die Reh-Zucht seinen Betrieb erfolgreich diversifizieren konnte und beispielhaft für moderne Farm-Manager steht.

Emerging Leaders

Während der Konferenz war ich Teil der Emerging Leaders, einer Gruppe aus Stipendiaten, die auf Einladung der OFC an der Konferenz teilnehmen durften. Es handelte sich hierbei größtenteils um junge Landwirtinnen und Landwirte. Im Rahmen dieses Stipendiums wurde unser Konferenzprogramm um weitere Diskussionsrunden und spezielle Workshops ergänzt, in denen wir die Möglichkeit hatten, uns mit den Vortragsrednern in kleiner Runde auszutauschen, oder unseren Umgang mit den zahlreich anwesenden Medienvertretern zu schulen.

‘Lovely Surroundings’

Neben all den fachlichen Inhalten und äußerst interessanten Diskussionen und Vorträgen wird die Oxford Farming Conference auch durch ihr Rahmenprogramm und die Austragungsorte zum Highlight. Sei es die Oxford-Union Debatte, die durch ihren Debattierstil an das britische Parlament erinnert oder das festliche Dinner im Speisesaal, der als Vorlage für den Saal der Zauberschule in Hogwarts in der Romanserie „Harry Potter“ diente. Das Flair dieser so besonderen englischen Stadt gepaart mit einer hochkarätig besetzten Landwirtschaftskonferenz und den vielen geknüpften Kontakten war zweifelsohne ‚most enjoyable’.

Von Konstantin Kockerols
Mitglied in der Jungen DLG/Team Göttingen

Konferenz Programm: https://www.ofc.org.uk/conference/2019/programme
Videos: https://www.ofc.org.uk/conference/2019/videos