Zum Hauptinhalt springen

Studieren in Zeiten von Corona

Wenke Haase, Mitglied Junge DLG Team Osnabrück:

ich studiere Landwirtschaft im vierten Semester an der Hochschule Osnabrück und habe in meinem Bachelorstudiengang die Möglichkeit, die Module frei auszuwählen. Für das Sommersemester waren spannende Fachvorträge, Exkursionen sowie Laborpraktika geplant. Anfang März wurde das Sommersemester ganz regulär eingeläutet. Nach zwei Wochen Präsenzveranstaltungen wurde der Lehrbetrieb vor Ort an der Hochschule Osnabrück aufgrund des Corona-Virus aber sofort eingestellt. Die Hoffnung bei den Studenten war jedoch groß, dass es bald wieder weitergeht. Diese Hoffnung verging jedoch recht schnell, da sich die Situation immer weiter zuspitzte.

Aktuell läuft der Lehrbetrieb ausschließlich online weiter. Die Professoren gehen unterschiedlich mit der Ausnahmesituation um. Einige laden die Skripte der Module, wie üblich, auf eine bereits bestehende Hochschulplattform hoch, jedoch ist die Informationsvermittlung ohne weitere Hintergrundinformationen teilweise schwierig und die Motivation gering. Nachfragen können über die Hochschul-Mailadressen direkt an den Professor gestellt werden oder über ein Forum mit allen Modulteilnehmern geteilt werden.

Besser gefallen mir persönlich die Live-Online-Vorlesungen über die Onlineplattform ZOOM. Die Termine der Live-Online-Vorlesung kann ich gut einplanen und Nachfragen können direkt gestellt werden. Eine weitere gute Lösung sind die PowerPoint-Präsentationen mit einer Audio-Datei oder Lernvideos. Diese Präsentationen können dann individuell von jedem selbst bearbeitet werden. Ein Nachteil ist die Literaturbeschaffung für Hausarbeiten. Diese ist online nur eingeschränkt möglich.

Aktuell sind kaum Studenten in Osnabrück, auch meine WG-Bewohner sind nicht vor Ort. Der Großteil ist in der Heimat und arbeitet überwiegend auf dem Betrieb der Eltern oder auf einem landwirtschaftlichen Betrieb mit. Langeweile kommt bei mir nicht auf, sodass es schwer fällt, sich neben der Feldarbeit auf das Studium zu konzentrieren. Ich versuche jedoch feste Termine einzutragen, an denen man sich nur um das „Fernstudium“ kümmert und zu Hause für eine gewisse Zeit dann nicht verfügbar sein kann. Das fällt teilweise schwer, da ich es genieße, draußen auf dem Hof mitzuarbeiten. Die Motivation, online zu studieren, ist also unterschiedlich.

Der Großteil der Professoren löst die virtuelle Situation sehr gut. Mir gefällt die Abwechslung aus Lernen und der praktischen Arbeit an der frischen Luft. Allerdings fehlt mir die Zeit mit den Kommilitonen, das WG-Leben, einfach das „Studentenleben“ vor Ort mit all seinen Vorzügen. Diese Art von „Fernstudium“ würde ich keinesfalls mit dem Studium vor Ort tauschen wollen. Außerdem ist es sehr schade, dass die geplanten Exkursionen und sonstigen Veranstaltungen nicht stattfinden, denn diese können online leider nicht umgesetzt werden.

Dieses Sommersemester wird es an der Hochschule Osnabrück keine Präsenzveranstaltungen mehr geben. Die Prüfungsphase beginnt jedoch Mitte Juni. Wie diese gestaltet wird, lassen die Studenten der Hochschule auf sich zukommen. Alle hoffen, dass im nächsten Semester die Normalität zurückkehrt.

Alena Wössner, Junge DLG Team Nürtingen:

Seit dem 20. April 2020 sind auch an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) und in Nürtingen die Online-Vorlesungen nach vielen und nicht ganz einfachen Vorbereitungen offiziell gestartet. Da an der Hochschule vor allem im Bereich des landwirtschaftlichen Studienganges bisher noch keinerlei Online-Vorlesungs-Formate zum Einsatz kamen, war es sowohl für die Dozenten als auch für die Studierenden neu. Die Vorbereitung dafür benötigte daher von allen Seiten viel Nerven und Aufwand und wurde von einer Taskforce der Hochschule mit Testvorlesungen (vor dem 20. April) auf Anwendbarkeit und technisches Belastungsvermögen geprüft.

Jede DozentIn und jeder Dozent wählte dann das für die jeweilige Veranstaltung beziehungsweise die zu vermittelnden Inhalte passende Online-Format. Es finden teilweise Online-Vorlesungen ähnlich den Präsenzvorlesungen statt, aber auch abgeänderte Formate in Form von Studienarbeiten oder Projekten. Die Anpassungen der Prüfungsleistungen sollen auch entsprechend erfolgen.

In den kommenden Wochen soll ein Teil des Hochschulbetriebs, wie Bibliotheken, Labors oder Lehrgärten, schrittweise wieder geöffnet werden, jedoch wurde ganz deutlich darauf verwiesen, dass die Präsenzlehre in diesem Semester eine Ausnahme bleiben wird. Daher dürfen nur Veranstaltungen, welche ausschließlich in Präsenz durchgeführt werden können, eventuell in Kleingruppen in den folgenden Wochen stattfinden.

Und ist es nun besser von daheim aus alles zu machen oder nicht?
Einerseits ist man natürlich sehr flexibel, was die Online-Veranstaltungen angeht. Man kann selbst entscheiden, von wo aus man sich die Vorlesungen anhört. Voraussetzung ist natürlich eine stabile Internetverbindung. Diese ist jedoch auch im Jahre 2020 in manchen Dörfern immer noch nicht so ganz optimal ausgebaut, um an einer Konferenz mit mehr als 40 Teilnehmern ohne Unterbrechung teilnehmen zu können, aber sagen wir so – meistens geht’s. Im Allgemeinen sind die Professoren sehr bemüht, das Beste aus der Situation zu machen und den Input so vielfältig wie möglich zu gestalten.

Da es online eben etwas schwerer fällt, sich mehrere Stunden am Stück zu konzentrieren, wird darauf geachtet, dass es zu keinen Doppelblöcken kommt und die Stunden gut verteilt stattfinden. Einige kreative Dozenten helfen sich mit Lernvideos aus, in denen praktische Übungen gezeigt werden wie beispielsweise die Einstellung von Bodenbearbeitungsgeräten.

Natürlich fehlten gerade in einem praxisorientierten Studiengang wie der Agrarwirtschaft die Anwendung des Gelernten, die Übungen und Exkursionen zu verschiedenen Themen. Sei es die Versuchsbetreuung und Pflanzenbonitur im Feld, die Einstellung, der Einsatz von Maschinen oder die praktischen Anatomieübungen am Tier. Wir hoffen, dass gerade solche Dinge eventuell ab Juni in Kleingruppen doch noch stattfinden können.

Der Prüfungszeitraum für das Sommersemester wurde drei Wochen nach hinten verschoben und dauert bis Mitte August. Die Prüfungen finden nach jetzigen Informationen wie geplant statt, möglicherweise in teils abgeänderten Formen. In einem Modul wurde die schriftliche Prüfung in eine Studienarbeit geändert, was es einfacher machen soll, dies von zu Hause aus zu erledigen. Wie es sich mit den Prüfungen, die mündlich abgehalten werden sollen, verhält, ist noch nicht ganz klar.

Das Studieren im Home-Office fällt oft nicht so einfach, da man sich gerne ablenken lässt und die Konzentration am Bildschirm einfach beschränkt ist. Die regen Diskussionen, die ansonsten im Hörsaal oft stattfinden, versucht man auch online zu führen. Das ist jedoch nicht ganz einfach ist, wenn alle gleichzeitig reden wollen.

In Bezug auf die Zukunft finde ich es gut, dass man mal die Erfahrung gemacht hat, wie das Ganze auch online funktionieren kann. Für manche Veranstaltungen fände ich es auch in Zukunft gut vorstellbar, Vorlesungen online zu besuchen oder zumindest die Möglichkeit zu haben, eine Online-Übertragung zu nutzen. So könnte an  Randterminen oder an Tagen, an denen nur eine Vorlesung stattfindet, gerade für Pendler einfach von zu Hause aus teilgenommen werden.

Die Zeit zwischen den einzelnen Vorlesungen oder ganze freie Tage können zu Hause natürlich sehr viel effizienter und flexibler genutzt werden. Nicht selten klemmt das Tablet, auf dem die Vorlesung läuft, bei der Arbeit auf dem Traktor ;).

Ich denke, die meisten freuen sich schon wieder auf die Zeit in Nürtingen, da momentan eben nicht nur die Veranstaltungen an der Hochschule fehlen, sondern auch die Gemeinschaft und Aktionen der Studierenden untereinander.

Wir hoffen natürlich, dass wir auch unseren Junge-DLG-Ausflug, der für Mitte Mai schon fertig geplant war und auch alle anderen Veranstaltungen und Vorträge nächstes Jahr oder im kommenden Wintersemester wieder stattfinden lassen können.