„Junge DLG unterwegs!“ – Berlin – Tour der Junge DLG
Von Donnerstag, dem 21. April bis Freitag, dem 22. April, fand die diesjährige Junge-DLG- Tour nach Berlin statt. Zusammen mit Mitgliedern und Gästen aus dem Arbeitskreis der Jungen DLG und aus den Junge DLG-Teams sowie dem Leiter des DLG-Büros Berlin, Stefan Zwoll, wurden verschiedene Start-Ups, kreative Ideen und Betriebe in und um Berlin besucht.
Ziel der Reise war es, dass die Teilnehmenden innovative Konzepte und Unternehmensansätze aus der Agrar- und Ernährungsbranche kennenlernen, sich untereinander austauschen und die Vernetzung mit dem DLG-Büro im politischen Berlin stärken.
Nach dem Empfang durch Stefan Zwoll stellte der Besuch des Start-Ups „Airfarm“ den Beginn des Berlin-Programms dar. Das junge Unternehmen hat sich auf eine App-Lösung spezialisiert, die vorrangig LandwirtInnen beim Finden passender Förderprogramme aus Land- und Forstwirtschaft unterstützt. Der „Förderpfad“ zeigt entsprechend eines vorab angelegten Betriebsprofils passgenau die infrage kommenden Förderungen inklusive der nötigen Dokumente und Antragsfristen an.
Die Gruppe war sich einig darin, dass dieses Angebot eine Entlastung wie auch einen finanziellen Mehrwert speziell bei größeren Investitionsvolumen bieten kann. Durch den direkten Kontakt und den Austausch zwischen Entwicklern und praktischen Landwirt:innen konnten zudem auch mögliche Weiterentwicklungen und Ergänzungen des Airfarm-Angebots besprochen und bewertet werden.
Im Verlauf des Nachmittags führte es die Gruppe zu „Klim.“, einem weiteren innovativen Start-Up aus der Agrarbranche. Das Unternehmen bietet mit seiner App die Möglichkeit für Landwirt:innen, Umwelt- und Klimaleistungen zu dokumentieren und diese auch entlohnt zu bekommen, um einen Anreiz zur Umstellung auf regenerative Landwirtschaft zu schaffen. Dabei zielt das Unternehmen jedoch nicht nur auf die Landwirtschaft ab, sondern ermöglicht allen Interessierten die Chance, in regenerative Landwirtschaft und in die positive Klimaleistung der Landwirtschaft zu investieren, um eigene Emissionen lokal zu reduzieren. Diese Leistung wird gegenüber Stakeholdern transparent kommuniziert.
Der Besuch bot die Möglichkeit, intensiv und kontrovers in die Diskussion über die Zukunft der regenerativen Landwirtschaft und des Carbon Farmings einzusteigen. Die Junge DLG, die erst als zweite Gruppe praktischer Landwirte und Landwirtinnen das Start-Up besuchte, konnte durch fundiertes Praxiswissen und Erfahrung wertvolles Feedback für die Vertreter des Start-Ups bieten. Gleichzeitig erhielt die Junge-DLG-Gruppe einen Einblick in die Funktionsweise der Klim-Plattform.
Bevor der Abend bei vielfältigem Essen anlässlich des „Street Food Thursdays“ in Berlin-Kreuzberg ausklang, empfing die Junge DLG die Slow Food Youth Germany in Person von Caroline Barth. Die Slow Food Youth stellt ein Netzwerk junger Menschen mit einer Begeisterung für Lebensmittel dar, die sich kritisch mit Themen des verantwortungsvollen Konsums, der Lebensmittelwirtschaft und der Landwirtschaft beschäftigen. Neben dem Feststellen vieler Parallelen zwischen dem Netzwerk der Slow Food Youth und dem Netzwerk der Jungen DLG zeigte sich einmal mehr, wie eng auch die fachliche Verbindung durch Themen der Nachhaltigkeit, Regionalität und auch der ökologischen Landwirtschaft zwischen beiden Gruppen ist.
Der zweite Tag begann mit einem gemeinsamen Frühstück mit Vertretern des Unternehmens indigo, welches sich neben Biostimulanzien auch mit Carbon Farmings beschäftigt. Auch indigo verfolgt das Ziel, regenerative Maßnahmen in der Landwirtschaft zu etablieren, um die Kohlenstoffspeicherung in landwirtschaftlich genutzten Böden zu erhöhen. Dieser Effekt soll dahingehend genutzt werden, dass CO2-Zertifikate entstehen, welche durch den Verkauf einen monetären Mehrwert für landwirtschaftliche Betriebe darstellen können.
Natürlich durfte auf der Tour auch der Einblick in das politische Berlin nicht fehlen. Auf dem Empfang mit dem Leiter Agrarpolitik des BUND Deutschland, Christian Rehmer, gab es rund um das Tierwohl und die Nutztierhaltung einen sehr authentischen und ehrlichen Einblick in die politische Arbeit eines Umwelt- und Naturschutzbundes. Damit war die Chance gegeben, mit möglichen Vorbehalten gegenüber einer vermeintlich landwirtschaftskritischen Nichtregierungsorganisation aufzuräumen.
Den Abschluss der Start-Up-Präsentationen stellte Formo Bio dar. Das Unternehmen gilt als einer der Pioniere auf dem Gebiet der Herstellung von Milch- und Käseprodukten ohne tierisches Milcheiweiß. Dazu konzentriert sich das Start-Up auf den Prozess der Präzisionsfermentation, um anstelle von Milchkühen Mikroorganismen zur Milcheiweißproduktion zu verwenden. Durch diesen „Käse aus dem Bioreaktor“ möchte Formo Bio eine Antwort auf die negativen Klimawirkungen der Milchviehhaltung geben und die Nachhaltigkeit in den Vordergrund stellen. Bei einem gemeinsamen veganen Mittagessen diskutierte die Junge DLG zusammen mit den Formo-Vertreter:innen intensiv über die Zukunft der Milchviehhaltung. Es wurde unter anderem erörtert, inwiefern Milchkühe und Grünlandflächen zukünftig genutzt werden, wenn sie nicht mehr zur Milch- oder Futterproduktion benötigt werden und wie Landwirt:innen in die Produktion von „Käse aus dem Bioreaktor“ einsteigen können.
Am Freitagnachmittag führte es die Reisegruppe in nordwestlicher Richtung nach Kremmen (Brandenburg) zum Spargelhof Kremmen. Am Betriebsstandort empfing Ackerbauleiterin Olivia Eberwein (Interessentin Arbeitskreis Junge DLG) die Mitglieder der Jungen DLG. Neben Ackerbau (Gerste, Raps, Weizen, Kartoffeln, Roggen, Dinkel) auf ca. 900 ha spielen die Gänse- und Entenhaltung sowie der Anbau von Heidelbeeren, Kürbissen und Spargel entscheidende Rollen auf dem Betrieb. Zusammen mit dem Leiter der Spargelproduktion des Betriebs ging es daher hinaus auf eine der Spargelflächen, um den Spargelanbau kennen- und verstehen zu lernen. Der Betrieb baut auf ca. 200 ha Spargel an und befindet sich bereits seit Mitte März in der Spargelernte. Geerntet werden ca. 5.000 kg/ha. Da nicht alle Flächen gleichzeitig geerntet werden, fällt pro Tag eine Erntemenge von ca. 20 bis 40 Tonnen an, die vorrangig direkt über eigene Hofläden, Verkaufsstellen und die eigene Gastronomie abgesetzt wird. Dazu kann der Betrieb die gesamte Verarbeitung, Kühlung, Lagerung und Transport selbst bewältigen.
Die Gruppe zeigte sich beeindruckt vom praktischen Spargelanbau, speziell aber von der zugehörigen Verarbeitung und Logistik im Hintergrund des eigentlichen Anbaus.
Die Berlin-Tour war für alle Teilnehmenden ein super Erlebnis mit spannenden Betrieben, tollen Gesprächen und bleibenden Eindrücken!
Die Junge DLG freut sich bereits auf die nächste Reise und möchte sich nochmal ganz herzlich bei allen Unternehmen und GesprächspartnerInnen, allen voran jedoch bei Stefan Zwoll (Leiter DLG-Büro Berlin) für die Organisation und die Betreuung in Berlin bedanken.