Niedersachsen – immer gute Ideen!
Von Garnelen über Ginseng bis hin zu Heil- und Gewürzpflanzen und reihenbezogenem Ackerbau: Einmal quer durch Niedersachsen ging es für das Junge DLG/Team Göttingen auf der mittlerweile schon traditionellen Sommerexkursion im Mai 2022.
Der erste Stopp der Sommerexkursion im Mai 2022 führte die rund 40 Teilnehmenden der Jungen DLG/Team Göttingen ins südliche Niedersachsen nach Gronau zur Besichtigung des nicht ganz alltäglichen Unternehmens „Neue Meere“. Das junge vierköpfige Team hat sich im Leinebergland auf die Produktion von Garnelen spezialisiert. Bei einem Betriebsrundgang konnte der Gesellschafter und Ideengeber Tarek Hermes aufzeigen, dass einer sehr großen inländischen Nachfrage nach Garnelen eine extrem geringe Produktion gegenübersteht, sodass die Aufzucht der Garnelen ein großes Potenzial bieten kann. Dabei stellen die lange Dauer der Baugenehmigung und die Notwendigkeit der Salzwasserhaltung jedoch einen zeitlichen und finanziellen Mehraufwand dar, den es zu berücksichtigen gilt.
Ginseng-Anbau einzigartig in Deutschland
Vom Leinebergland ging es für das Team weiter in die Lüneburger Heide zwischen Hannover und Bremen, und auch dort machte das Team Halt bei einem Betrieb, den es so wohl kein zweites Mal in Deutschland gibt. Der Helkenhof, Heimat der „FloraFarm“, ist deutschlandweit der einzige Betrieb, der Ginseng anbaut, selbst verarbeitet und vermarktet. Anfang der 1980er-Jahre orientierte sich der Betrieb bei der Suche nach neuen Standbeinen um - vom klassischen Ackerbau hin zum Anbau der koreanischen Heilpflanze „Ginseng“. Heute wird in den knapp 10 ha großen Ginseng-Gärten die sonnen- und nässeempfindliche Pflanze angebaut, u.a. zu Kapseln und Tee verarbeitet und national wie auch international vermarktet.
Jeder hat seine Aufgabe
Für den dritten Betrieb blieb das Team räumlich in der Lüneburger Heide und auch thematisch im Bereich der Sonderkulturen. In Asendorf konnten die Teilnehmenden passend zur Jahreszeit einen Einblick in den Spargelanbau auf Meyer’s Spargelhof gewinnen. Der Betrieb hat sich seit 80 Jahren voll und ganz dem Spargel verschrieben und sich in diesem Bereich als feste Größe in der Region etabliert. Dabei setzt der Betrieb neben der Direktvermarktung auf eine strukturierte Aufgabenteilung durch die Familienmitglieder. So sind der Pflanzenbau, die Direktvermarktung mit Gastrogeschäft und die Disposition klar untereinander abgegrenzt. Das Portfolio des Betriebes wird durch die Erzeugung von Kartoffeln und Beeren (Erdbeeren, Heidelbeeren und Brombeeren) abgerundet.
Reinigung von Körnerdrogen
Nach einem gemeinsamen Abendessen und der Übernachtung in Oldenburg machte sich das Team Göttingen am zweiten Tag auf den Weg, um einen Heil- und Gewürzpflanzenproduzenten zu besichtigen. Dazu fanden sich die Teilnehmenden südlich von Oldenburg auf Hof Grote ein. Der experimentierfreudige Betrieb hat sich auf den Anbau von Körnerdrogen und Feinsämereien spezialisiert. So werden verschiedene Kulturen wie Körnerfenchel oder Klatschmohn angebaut. Die Kultivierung anspruchsvoller Heil- und Gewürzpflanzen erfordert nicht nur spezielles Knowhow, sondern auch umfangreiche Erfahrung. Die konnte sich der Betrieb in den letzten Jahren unter anderem durch ein großes Netzwerk mit Forschungsinstitutionen und Hochschulen sowie eigenen Versuchen erfolgreich aneignen. Neben dem eigentlichen Anbau hat sich der Betrieb mit der Saatgutaufbereitung und Reinigung von Körnerdrogen, Naturkräutern und Feinsämereien ein zweites Standbein aufgebaut. Mittels Optiksortierern und moderner Technik kann der Betrieb heute mehr als 30 Kulturen (u.a. Linsen, Hanf, Löwenzahn und Anis) reinigen, abpacken und lagern.
Besichtigung der AMAZONEN-Werke
In kaum einem anderen deutschen Bundesland ist die Dichte an Landmaschinenherstellern höher als in Niedersachsen, was das Junge DLG/Team Göttingen zum Anlass nahm, um die Exkursion mit einem Besuch bei den AMAZONEN-Werken abzuschließen. Neben der Vorstellung der neuesten technischen Entwicklungen wie zum Beispiel der SpotSpray-Technik im Pflanzenschutz lag der Schwerpunkt vor allem auf dem „Controlled Row Farming“. Hierbei handelt es sich um ein völlig neu gedachtes Ackerbaukonzept, welches von der Firma AMAZONE auf dem eigenen Versuchsgut Wambergen entwickelt und ausprobiert wird. Basis des Konzepts ist der Anbau sämtlicher Kulturen in einem Reihenabstand von 50 cm mit reihenbezogener Düngung und Pflanzenschutz, mechanischer Unkrautbekämpfung zwischen den Reihen sowie der Aussaat von Begleitpflanzen und Untersaaten. Ziel soll es sein, Betriebsmittel bedarfsgerecht einzusetzen sowie Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität positiv zu beeinflussen, ohne auf die Erlöse aus dem Ackerbau zu verzichten.
Für das Junge DLG/Team Göttingen stellte sich die Exkursion mit vielfältigen Eindrücken aus spannenden Betrieben und mit neuen Kontakten als rundum gelungen dar, sodass auch weitere Exkursionen nicht lange auf sich warten lassen werden. Das Team möchte an dieser Stelle allen Betrieben und AnsprechpartnerInnen herzlich danken!